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Auf den Spuren der Ahnen

Der grandiose herbst verleitet mich immer wieder zu kurzen ausflügen auf meinem drahtesel. Und wider alle vernunft siegt die freude am fahren über irgendwelche verpflichtungen oder arbeiten, die eigentlich zu erledigen wären.

Diesmal führt mich der After work ride nach osten. Nachdem ich beim letzten mal die steigung in bad freienwalde mit dem bike erkundet habe, willich nun den langen und gefährlich aussehenden anstieg von oderberg richtung norden erklimmen.

Aber bevor ich dort bin, muß ich mich wieder die breite straße in eberswalde hochkämpfen. Und diesmal ist es wirklich ein kampf. Denn im gegensatz zur letzten tour fällt es mir schon an der bruno-H-bürgel-schule schwer das tempo zu halten und ich spüre extrem meine beine beim weiterfahren. Und diesmal spüre ich auch, dass es eigentlich bis zum ende von eberswalde immerweiter bergauf geht!

In hohenfinow kommt dann auch herbstliches neuland auf mich zu. Hier bin ich lange zeit nicht mehr entlang gefahren und genieße den weiten blick ins niederoderbruch und auf das schiffshebewerk. Es ist für mich immer wieder faszinierend, wie sich dieses objekt, dass ja eigentlich ein fremdkörper in der landschaft ist, so perfekt einfügt. Und wie ich das gefühl bekomme -wenn es da nicht stehen würde, fehlt etwas.

Das schiffshebewerk soll in den nächsten jahren einen großen bruder bekommen. Näheres zu den planungen findet sich auf den seiten des wna berlin. Dort gibt es auch verschiedene abbildungen, die eine frontalansichtdarstellen, aber keine, die den blick von hier oben wiedergeben.

Ab liepe beginnt dann die arbeit. Wenn man so die karte betrachtet, erwartet hier niemand so richtige anstiege, schließlich geht die straße ja einfach nur parallel zu einem wasserlauf, der alten Oder bzw. dem Lieper und später dem Oderberger See. Aber nichtsdestotrotz geht es schon in liepe aufwärts und dann am ende des ortes nochmal richtig hoch und wieder runter und immerso weiter.

Die straße schlängelt sich durch die ausläufer des Chorin-joachimsthaler endmoränenbogens, der hier in die oderniederung abstürzt. Ich fahre über den teufelsberg und passiere schließlich den pimpinellenberg, an dem die schichtung der endmoräne richtig zu tage tritt. Und dann liegt oderberg, diese kleine stadt, die ihre enge bebauung fast direkt aus dem mittelalter mitgebracht zu haben scheint, direkt vor mir. Aber zunächst muß ich an der ampel am ortseingang noch kurz warten, hole so aber autos ein, die michbereits in liepe überholt hatten.

In Oderberg wende ich mein bike nach norden. Die straße verläßt hier in zwei stufen das niederoderbruch und schwingt sich von einer höhe knapp über dem meeresspiegel bis auf den kamm des Chorin-joachimsthaler endmoränenbogens, der etwas westlich von neuendorf eine höhe von gut 120m erreicht. In oderberg get es dabei erstmal kurz zur sache, noch im ort steigt die straße an und zieht knapp 30 höhenmeter nach oben. Das fährt sich aber alles relativ entspannt, denn ehe es richtig anstrengend wird, bin ich oben und rolle die 3 km bis neuendorf weiter.

Hinter neuendorf kommt allerdings ein zweiter sprung, der mich bis auf ca. 80m über dem meer führen wird. Diese steigung bin ich bisher nur mit dem auto gefahren und da kam sie mir lang und böse vor und so erwarte ich größere schwierigkeiten. Zunächst geht es aber nur gemächlich bergan, erst weit hinter dem ortsausgang von neuendorf beginnt die richtige steigung.

Die straße macht mit beginn des kleinen wäldchens einen kleinen knick nach oben und verharrt dann so. Allerdings scheint die steigung nicht sooo steil zu sein, denn ich kann mein bisheriges tempo fast halten und drücke das bike mit 25 km/h nach oben. Dann eine kleine linkskurve, die straße geht mit gleichmäßiger steigung weiter nach oben. Ich merke wie jetzt die beine beginnen schwer zu werden, sehe aber gleichzeitig auch das ende des waldes und damit auch das ende der steigung. Eine letzte kraftanstrengung und ich bin oben.

Plötzlich ist wieder der gesamte horizont zu erkennen, vorne links sehe ich den parsteinsee, wie er sich in der landschaft breit macht, rechts die dörfer parstein und parsteinsee. Der parsteinsee ist einer der größten seen brandenburgs und ebenso wie die gesamte landschaft ringsum in der letzten eiszeit entstanden. Vom typ ist er ein zungenbeckensee, weshalb seine ufer und auch der see selbst sehr flach sind.

Bis paarstein kann ich jetzt die straße locker hinab rollen und biege hier nach links, richtung pehlitzwerder / brodowin ab. Vorbei am zeltplatz komme ich fast direkt an das seeufer auf eine straße, die von 20.00 bis 5.00 Uhr gesperrt ist. Die temporäre sperrung ist ein kompromiss. Denn die straße zerschneidet ein feuchtgebiet, daß ein wichtiger laichplatz für alle möglichen reptilien ist. Deshalb ist auch der gesamt straßenverlauf von einem froschzaun eingerahmt.

Zum radfahren ist die straße deshalb aber auch ideal geeignet. Es gibt nur relativ wenig durchgangsverkehr und auch der soll sich an die maximalgeschwindigkeit von ___ ups, das war wohl nur ein traum, denn plötzlich bin ich von einer blechlawine förmlich überrollt worden. Auto an auto donnert über das pflaster, sogar ein 40-tonner und ich zweifel schon daran, ob ich hier wirklich richtig bin?

Aber dann kehrt wieder ruhe ein und ich rolle weiter durch die hügelige endmoränenlandschaft. Nur dieser kleine dusselige autofahrer nervt, dem nichts anderes einfällt, um seinen besitzanspruch an genau diesem stück asphalt zu dokumentieren, als mir aus der herunter gekurbelten seitenscheibe zuzurufen: Ey, da isn radweg! – ja, dann benutze ihn doch einfach!

In brodowin wage ich dann nochmal ein abendteuer. Denn schließlich soll mein bike ja ein „do-what-you-want„-Bike sein. Es gibt eine direkte verbindung vom dorf brodowin zum chloster chorin. Die straße ist gepflastert und führt geradewegs durch den wald, vorbei an feuchtgebieten und unter riesigen buchen hindurch. Hinter brodowin läuft es dann auch erstmal gut, denn neben der gepflasterten straße gibt es noch eine spur mit festgefahrenem sand. Aber schon an der steigung, die mich direkt in den wald führt, hört dieser streifen auf.

Ich muß jetzt mitten auf dem pflaster fahren und komme kaum noch vorwärts. Zum einen ist es relativ steil, zum anderen kann ich aber kaum beschleunigen, da die prall aufgepumpten reifen nur von stein zu stein springen und kaum halt haben. Jedesmal scheint ein riesiger teil meiner energie und damit auch meiner geschwindigkeit sich im wahrsten sinne des wortes in luft aufzulösen.

Ich wußte ja, daß die straße alt ist und daß sie geplastert ist. Aber das sie so alt und bucklig ist, hatte ich irgendwie nicht mehr in erinnerung. Sie scheint wohl dochnoch aus der zeit der zisterzienser zu stammen, die die region vor 700 jahren besiedelten, oder etwa nicht? Dann kommt ein kurzes stück, wo die straße nur noch geschottert, vielleicht eher gekieselt, ist. Aber auch hier läuft es nicht wesentlich besser. Immer wieder liegen einzelne größere steine im weg und so habe ich etwas angst um meine reifen und felgen.

So schaukel und stucker ich kilometer um kilometer weiter, immer tiefer in den wald hinein und habe kaum zeit, mich an der schönheit der natur zu erfrischen. Stattdessen halte ich mal den lenker krampfhaft mit beiden händen fest und hoffe, daß mir die finger nicht abfallen. Oder ich lasse den lenker einfach etwas lockerer, muß dann aber mit ansehen, wie das bike sich einen weg sucht, den ich nur bedingt beeinflussen kann. Ein mounty wäre hier vielleicht doch die bessere wahl?

Aber mein „do-what-you-want“-Bike führt mich dann doch wieder hinaus aus dem wald und direkt am amtssee komme ich wieder auf asphalt. Der entspannte blick auf das kloster entschädigt für all das geschaukel und geschuckel und ich bin froh, hier wohnen zu dürfen und die schönheit der märkischen lande jeden tag zu genießen. Und so rolle ich die letzten kilometer entspannt nach hause.

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