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Herkelmann

Irgendwie ist es schon komisch, wenn ein Bike ewig in der Ecke steht und man garnicht so genau weiß, warum eigentlich und dann nimmt man es an die Hand, setzt sich drauf und es rollt richtig schön und die Fahrt macht sehr viel Spaß.

So ging es mir mit dem Herkelmann, daß ich inzwischen fast 10 Jahre fahre, vor zwei Jahren aber, als ich zwei Platten an einem Tag hatte (vorne und hinten gleichzeitig) und deshalb etwas frustriert war, einfach in die Ecke stellte und seitdem nur noch hin und her trug. Dazu kam, daß ich einige der Teile auch woanders brauchen konnte und so wurde es langsam zum abgenagten Gerippe.

Ostern dann kam der Entschluß, es doch endlich wieder zusammen zu bauen und dann auch zu fahren und so kam es, daß ich heute nach der Arbeit eine kleine Tour unternahm, die sonst vielleicht auf dem il.pompino stattgefunden hätte.

Es ging direkt vom Büro los und so hatte ich auch noch schweres Marschgepäck. Aber egal, die Route führte mich zunächst am Markplatz in Eberswalde vorbei, der ausgerechnet heute (warum eigentlich am Freitag? – aber warum eigentlich nicht – denn der Markt war so voll, daß man von einem Erfolg ausgehen kann) nach längerer Bauzeit eröffnet wurde.

Hinter dem Markt geht es wie schon so oft die Breite hinauf. Die Steigung ist sicher nicht so herausfordernd wie die berühmte in Bad Freienwalde, aber auch hier sind Kurbelqualitäten gefordert. Denn es geht zunächst eher flach bis zur Ampel an der Eichwerderstraße, dann aber sehr konsequent nach oben bis zum Abzweig der Straße nach Trampe. Auf diesem steilen Abschnitt bin ich ziemlich am kämpfen, um mich dann aber auf dem ewig langen, eigentlich garnicht mehr steilen Stück bis zur Stadtgrenze noch zu quälen.

Hier fängt es zum Glück trotz des relativ starken Gegenwinds an zu rollen und so pendelt der Schnitt um 32-33 km/h. Sommerfelde und Tornow fliegen vorbei und die kleinen Hügel bis Hohenfinow fordern noch einmal.

In Hohenfinow biege ich Richtung Niederfinow ab und erreiche bald den Rand des Barnimplateaus. Unter mir erstreckt sich die Ebene des Niederoderbruchs und vor mir sehe ich das Wahrzeichen der ganzen Region: das Schiffshebewerk. Auch wenn ich hier schon oft entlang gefahren bin, fasziniert mich dieser Anblick immer wieder aufs neue.

Am Hebewerk ist der übliche Touristentrubel, sicher auch wegen der Ferien. Vor dem Ortseingang von Liepe wende ich das Bike scharf nach links und erklimme die Ausläufer des Chorin-Joachimsthaler Endmoränenbogens. Der Asphalt ist hier besonders rau und ich spüre das Gewicht meines Rucksacks. Meine Geschwindigkeit sinkt immer mehr und so bin ich froh, endlich oben zu sein.

Dann ein kleiner Schreck, gerade als ein Golf im Gegenverkehr kommt, werde ich von einem VW-Transporter überholt, der relativ weit auf die Gegenspur gefahren war. Das erschrockene Hupen des Golfs zeigt, wie knapp es war.

Die Abfahrt an der Ragöse bringt mich wieder hinab ins Finowtal und zurück nach Eberswalde. Aber von hier mache ich noch einen kleinen Schlenker und fahre hinter der Landesnervenklinik nach Norden. Erneut geht es leicht hoch, aber verglichen mit den anderen, ist diese Steigung winzig.

Als ich oben in Nordend bin, sehe ich einen RR-Fahrer, der gerade umdreht und dann in meiner Richtung weiter rollt. Ich trete etwas rein, komme ihm aber nicht näher und so fährt er immer vor mir her.

Hinter dem Oder-Havel-Kanal, auf dem noch immer rege Bautätigkeit herrscht, biege ich nach Britz. Auch der Andere fährt hier, aber unser Abstand ändert sich kaum und unbedingt zu ihm aufschließen will ich auch nicht unbedingt.

In Britz ist am Bahnhof dann mal wieder die Schranke runter und so müssen wir warten, bis der Zug durch ist. Ein Triebwagen der ODEG rollt aus Joachimsthal kommend in den Bahnhof, dann gehen die Schranken hoch.

Von Britz Siedlung nach Britz Dorf geht es die zähe Steigung hinauf, hier heißt es aber nur: Drücken und aufpassen, daß das Tempo nicht sinkt. Dann hinter dem Dorf auf die Straße nach Blütenberg.

Normalerweise ist auf dieser Straße wenig Verkehr, heute aber ist Rushhour – die Landstraße hoch nach Golzow ist wegen einer Baustelle gesperrt und alles will über den Feldweg nach Golzow fahren.

Hinter dem Abzweig wird es aber ruhiger und kurz darauf rausche ich durch Blütenberg. Hier steht wie immer einer der Fans, aber er winkt nicht. Gleich hinter Blütenberg geht es diesen fiesen Stich hinauf und dann oben auf der Ebene weiter.

Plötzlich heftiger und aggressiver Autoverkehr. Der erste muß mir per Hupe und Handzeichen unbedingt weis machen, daß da rechts auch noch so etwas wie ein Rad-Fuß-Weg ist und ich nicht hier auf der Straße fahren soll. Der Zweite ist noch krasser drauf – er brettert mit mächtiger Staubwolke über den für ihn zu schmalen Weg rechts von mir und der Gegenverkehr schaut verwirrt.

Ab Buckow habe ich die Straße dann endlich fast für mich allein. Denn die alte KAP-Straße ist den Autofahrern inzwischen wohl zu löchrig. Ich finde aber zwischen all den Schlaglöchern einen Weg, auf dem ich das Herkelmann sicher hindurch manörvieren kann und lande schließlich am Oder-Havel-Kanal und luller von hier nach Hause.

Am Ende waren es 45 Kilometer mit einem 29er Schnitt. Dafür, daß ich mich nach ungefähr der Hälfte ziemlich schlapp gefühlt hatte und auch den Anderen nicht gekriegt habe, ist es o.k. – aber das Jahr hat ja sicher auch noch ein weitere schöne Tage und Abende, ich freue mich drauf.

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