Into the night, into the white
Damit mich die aktuellen Wetterverhältnisse nicht völlig irre machen, hatte ich beschlossen, den letzten Arbeitstag des Jahres 2010 mit einer sportlichen Herausforderung zu beginnen. Dazu verließ ich kurz nach 6:00 das Haus und stellte mich auf das klassische Flachlandwintersportgerät.
Es war noch sehr finster, als es losging und so erhellte mir mein Weihnachtsgeschenk den Weg. Es herrschen -11°C und der Schnee liegt in den oberen Lagen schön locker. Beste Bedingungen also.
Nach einigen Metern zum warm werden wechsle ich die Straßenseite und komme in den unberührten Schnee im Vorgarten von Mc Donalds. Quer über den Acker bahne ich mir ab hier eine neue Spur, da die von mir vor einigen Tagen gelaufene Loipe schon wieder zugeschneit war.
Nach dem Überqueren der Zufahrtsstraße zum real,- wird der Schnee immer tiefer, teilweise sacke ich 30 bis 40 Zentimeter ein, und ich komme kaum noch voran. Dann beginnt die Suche nach einem Weg Richtung Südosten, denn alles ist so tief zugeschneit, dass die Pfade vom Sommer nicht zu erkennen sind.
Wie durch ein Wunder komme ich aber gerade an der kleinen Brücke über das Menningfließ aus dem Dickicht heraus, meine Peilung stimmte also! Ab hier kann ich einer getrampelten Fußspur folgen, die schon durch einen anderen Langläufer genutzt wurde. Immer wieder versperren umgestürzte Bäume den Weg und ich muss mühsam über sie hinwegklettern oder Haken ins Dickicht schlagen.
Es folgt wieder ein kurzes Stück durch tiefen Schnee über einen zugewehten Pfad, der im Sommer schon immer kurz vor dem Verschwinden ist. Im weiteren Verlauf kann ich dann aber den Spuren von Fuchs und Hase und irgendwann auch menschlichen Fußspuren folgen und es rutscht wieder gut.
Hinter dem Finower Friedhof wundere ich mich dann über die breit geschobene Piste. Es rutscht hier aber ganz gut und so komme ich schnell zur Hans-Marchwitza-Straße.
Das soll es jetzt aber auch gewesen sein mit den offiziellen Straßen und so richte ich die Skispitzen wieder in den Wald in Richtung auf einen Pfad, der mir vom Sommer immer gut in Erinnerung ist. Aber der Pfad ist breit ausgewalzt und zwei relativ frische grob profilierte Spuren gehen in meine Richtung.
Zum Glück aber nur wenige Hundert Meter. Statt dessen komme ich auf eine schon von mehreren Skiläufern geformte Loipe und zum ersten mal am heutigen Tag rutscht es richtig. Ich komme auf die Art zügig tiefer in den Wald und habe schnell den großen Waldweg erreicht, der mich in Richtung Bahnübergang Zoo bringen soll.
Auf dem Waldweg wurde vor kurzem noch einmal Schnee geschoben und es liegen nur ca. 5 cm frischer Schnee auf der sonst festen Decke und auch hier rutscht es wieder gut. Allerdings fehlt der Seitenhalt und so erfolgt das Rutschen nicht immer in der richtigen Richtung.
Bevor ich den Bahnübergang erreiche, muss ich noch über mehrere hundert Meter durch tiefen und ungespurten Schnee fahren und spätestens hier merke ich, dass die Kraft schon ziemlich nachgelassen hat, dass mich aber vor allem die rechte Schulter schmerzt und ich mit rechts nicht mehr so gut schieben kann.
Am Bahnübergang muss ich auf einen Güterzug warten, ernte irritierte Blicke aus einem wartenden Auto und spüre, wie die Kälte schnell in mich kriecht. Die Temperatur ist mit dem Einbrechen der Dämmerung noch weiter zurück gegangen und liegt bei nur noch -14°C.
Für die letzten gut zwei Kilometer wähle ich den Weg hinab zur Schwärze. Dabei merke ich zuerst, dass meine Abfahrerqualitäten nicht besonders entwickelt sind und ich froh bin, dass der Schnee ordentlich bremst. Die Schwärze gleicht einem Wintertraum, die über dem Bach hängenden Bäume tragen eine dicke Schneeschicht, die Ränder frieren allmählich immer weiter zu und in der Mitte fließt ruhiges schwarzes Wasser entlang.
Da inzwischen aber die graublaue Stunde herrscht und ich außerdem langsam in Zeitnot komme, verzichte ich auf das Ablichten der Situation. Weiter geht es am Waldrand entlang und leicht bergauf auf einem schmalen Pfad. Aber hier zeigt mir die gelaufene Loipe den Weg und es rutscht.
Eine letzte Abfahrt folgt, als ich die Schwärze noch einmal überqueren muss. Aber hier bin ich schon mutiger, ich muss für die Brücke aber auch ordentlich zielen, um nicht dochnoch im Wasser zu landen.
Über die schneebedeckte Ruhlaer Straße laufe ich vor bis zur Raumerstraße, wo ich die Ski abschnalle und sie die letzten Meter bis zur Bürotür buckle.